ÖPNV in Potsdam: Umstellung von Diesel- auf alternativ angetriebene Busse

Projektbeschreibung

Im Projekt „Elektrifizierungsstrategie für die Busflotte im Stadtgebiet Potsdam“ untersuchte das Reiner Lemoine Institut im Auftrag der Brandenburger Landeshauptstadt Potsdam, welche Möglichkeiten der Verkehrsbetrieb Potsdam (ViP) hat, um seine Busflotte von Dieselverbrennungsmotoren auf alternative, elektrische Antriebe umzustellen.

Moderne, emissionsfreie Mobilität für Potsdam

Potsdam ist eine stark wachsende Stadt, deren ÖPNV – neben der S-Bahn, die Potsdam mit Berlin verbindet – größtenteils aus Straßenbahnen und Bussen besteht. Um einen Beitrag zu Klimaschutz und Luftqualität zu leisten, sollen die Busse perspektivisch auf emissionsfreie Antriebe umgestellt werden. Die Stadt hat sich das Ziel gesetzt, die jährlich durch den Busverkehr entstehenden 5.000 t CO2 Schritt für Schritt auf Null zu reduzieren. Um die Umstellung konkret in die Wege zu leiten, führte das RLI gemeinsam mit der EMCEL GmbH eine Studie durch, die eine grundlegende Strategie zur Einführung alternativer Antriebskonzepte und damit zur Dekarbonisierung der kommunalen Busflotte erarbeitet.

Von der Bedarfsschätzung zum optimalen Konzept

Die Grundlage für die Elektrifizierungsstrategie bildet eine Analyse des aktuellen Busbetriebs, in der der Linienverkehr erfasst und verschiedene für die Umsetzung in Potsdam relevante Lade- und Betankungstechniken abgeleitet und bewertet werden. Dafür analysierte und überprüfte das RLI die einzelnen Buslinien sowie welche Ladeoptionen für die elektrifizierte Busflotte umsetzbar sind und inwiefern auf weitere Antriebstechnologien zurückgegriffen werden muss. Zusätzlich wurden die wirtschaftlichen und logistischen Kosten ermittelt.

Anschließend entwickelte das RLI eine Empfehlung für den Umstieg auf alternativ betriebene Busse und eine Beschaffungsstrategie.

Studie ist Grundlage für Umsetzungskonzept

Unterstützt wird die Studie vom Projektpartner, der EMCEL GmbH, die ihre Expertise für Ausschreibungen und Beschaffungen von E-Fahrzeugen und entsprechender Infrastruktur beisteuert.

Als Ergebnis wurde der Landeshauptstadt Potsdam eine umfassende Strategie für die Umstellung der Busflotte von Verbrennungsmotor auf alternative Antriebe übergeben, anhand derer die Stadt direkt mit der konkreten Umsetzung beginnen kann.

Das Projekt wurde durch die Landeshauptstadt Potsdam beauftragt und erhält Mittel aus dem Förderprogramm RENplus 2014 – 2020. Mit RENplus unterstützt das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie des Landes Brandenburg (MWAE) über die Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) Betriebe, Städte und Gemeinden bei der Senkung der energiebedingten CO2-Emissionen im Rahmen der Umsetzung der Energiestrategie des Landes Brandenburg. Die Mittel stammen aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), Land Brandenburg.

Projektzeitraum: Juni 2021 – April 2022

Aufgaben

  • Identifizierung der Rahmenbedingungen für den Einsatz von Bussen mit alternativem Antrieb
  • Analyse der Umlaufdaten der aktuellen Busflotte
  • Erstellung eines Streckenmodells für die Region, Quantifizierung des zu erwartenden Energieverbrauchs
  • Überprüfung von Möglichkeiten zur Zwischenladung, Ranking infrage kommender Haltestellen
  • Überprüfung der Eignung bestimmter Ladeinfrastruktur für die Standorte
  • Energetische Betrachtung der Betriebshöfe, Erstellung einer Ladestrategie, Abschätzung baulicher Anpassungen
  • Entwicklung einer Beschaffungsstrategie für geeignete Fahrzeuge
  • Wirtschaftliche Betrachtung und Vergleichsrechnung
  • Erstellung einer Elektrifizierungsstrategie mit drei Phasen. Die Strategie beinhaltet einen Zeit- und Kostenplan zur Beschaffung und Installation der Busse sowie der notwendigen Infrastruktur (Ladestationen, Netzanschluss, Werkstatt) im Depot und auf der Strecke

Ergebnisse

Die vorliegende Elektrifizierungsstrategie für die Busflotte der Verkehrsbetriebe Potsdam (ViP) weist den Weg zu einem nachhaltigen, elektrifizierten Busbetrieb. Die Studie zeigt Optionen und die damit verbundenen Kosten für eine Elektrifizierung der Busflotte der ViP auf. Dabei wurden die folgenden alternativen Antriebstechnologien näher untersucht:

  • Batteriebusse mit Depotladung und Gelegenheitsladung
  • Brennstoffzellenbusse
  • Hybrid-Oberleitungsbusse

Als zentrale Ergebnisse der Studie lassen sich die folgenden nennen:

  • Im Ergebnis wird der Einsatz von Bussen mit batterieelektrischem Antrieb zur Umsetzung empfohlen. Diese Technik ist sowohl serienreif als auch die kostengünstigste.
  • Basierend auf den aktuellen Fahrplänen sowie üblichen Batteriekapazitäten auf dem Markt können etwa 70 % der Busflotte batterieelektrisch bedient werden. Durch eine Anpassung der Umläufe und Akzeptanz eines betrieblichen Mehraufwandes kann diese Quote auf 86 % gesteigert werden.
  • Es wurde eine Elektrifizierungsstrategie mit drei Phasen erstellt. In einer Pilot- und Anlaufphase können Erfahrungen mit den neuen Technologien gesammelt werden, um sich für die Ausbauphase ab 2030 besser aufzustellen. Dies bietet zudem die Möglichkeit, auf eine sich ändernde Marktlage zu reagieren.
  • Bei einer Umsetzung der Clean Vehicles Directive müssten in den Jahren 2023 bis 2025 von 23 zu beschaffenden Bussen, insgesamt 11 mit batterieelektrischem Antrieb beschafft werden. Für den Zeitraum 2026 bis 2030 müssten von insgesamt 34 zu beschaffenden Bussen, 23 mit batterieelektrischem Antrieb beschafft werden. Im Zeitraum zwischen 2023 bis 2030 müssten insgesamt 57 Busse beschafft werden, davon 34 mit batterieelektrischem Antrieb.
  • Neben den gesetzlichen Vorgaben aus der CVD wird für einen zukunftsorientierten Betrieb die ausschließliche Beschaffung elektrischer Busse ab dem Jahr 2030 empfohlen.

Download des Abschlussberichts

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Kontakt

Projektleitung

Projektmitarbeitende

Julian Brendel

Wissenschaftlicher Mitarbeiter

+49 (0)30 1208 434 34 julian.brendel@rl-institut.de