EnerSHelF Projekt endet mit Abschlussreise und Workshop in Ghana
5. April 2023 | Avia Linke und Katrin Lammers aus dem Forschungsbereich Off-Grid Systems am Reiner Lemoine Institut (RLI), sind zum Abschlussworkshop des Projekts EnerSHelF nach Ghana gereist. Am 7. März haben sie in der Hauptstadt Accra mit Partner:innen der beteiligten Projektorganisationen die Ergebnisse aus allen Arbeitspaketen in einem Symposium vorgestellt und Forschungsstandorte besucht. Nach vier Jahren endet das EnerSHelF-Projekt zur Verbesserung und Verbreitung von marktfähigen Energielösungen auf Basis von Photovoltaik (PV) für Gesundheitseinrichtungen in Ghana. Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.
Mit diesem Projekt haben die Wissenschaftler:innen des Konsortiums an den drei Standorten Akwatia, Kumasi und Kologo unter anderem PV-Anlagen, Geräte zur Lastmessung, Wetterstationen oder Batteriesysteme eingerichtet und dadurch eine große Menge relevanter Wetter- und Lastdaten von Gesundheitseinrichtungen erhoben.
Aufgabe des RLI war es im Rahmen einer Machbarkeitsstudie Energiesysteme zu modellieren, die bei einer landesweiten Elektrifizierungs- und Markteinführungsstrategie von PV-Hybridsystemen helfen. Die RLI-Wissenschaftler:innen haben Lastprofile simuliert und darauf aufbauend Energiesysteme optimiert. Die Daten und Ergebnisse sind veröffentlicht und zur einfacheren Nutzung mit einer neuen Webmap veranschaulicht. Diese Ergebnisse können nun helfen das Gesundheitswesen in Ghana durch eine stabilere Stromversorgung mithilfe von PV zu verbessern.
Das Stromnetz des afrikanischen Landes ist instabil und es kommt regelmäßig zu Stromausfällen (in Ghana als ‚Dumsor‘ bezeichnet). Beides kann zu erheblichen Schäden im Gesundheitswesen führen, wenn zum Beispiel das Licht im Operationssaal oder lebensrettende medizinische Geräte einfach ausfallen.
Abschlussworkshop in Ghanas Hauptstadt
In Accra eröffneten die leitenden Forscherinnen des EnerSHelF Projekts, Katja Bender und Stefanie Meilinger von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg den Abschlussworkshop und gaben eine kurze Einführung für die Teilnehmer:innen aus Wissenschaft, Medien, Regierungsbehörden, Industrie, Branchenverbänden, Gesundheitseinrichtungen und internationale Förder:innen. Es folgten zwei parallele Sitzungen und eine moderierte Podiumsdiskussion mit Vertreter:innen des Projekts, des ghanaischen Gesundheitsministeriums und des Ghana Health Service. In parallelen Sitzungen stellten Projektmitarbeiter:innen die technischen und strategischen Forschungsergebnisse der verschiedenen Arbeitspakete vor. In einer Podiumsdiskussion diskutierten die Teilnehmenden schließlich Fragen, Ideen und Probleme im Zusammenhang mit der nachhaltigen Elektrifizierung von Gesundheitseinrichtungen.
Avia und Katrin sagen über diesen Tag: „Es war nach der gemeinsamen Projektarbeit und langen Phasen reiner Online-Meetings sehr wertvoll, die Projektpartner:innen vor Ort persönlich kennenzulernen und sich intensiv über mehrere Tage auszutauschen. Wir haben die Lastabschätzung und Energiesystemmodellierungen für das Projekt am Computer in Europa gemacht, daher war es eine wichtige Erfahrung, die Anlagen und Krankenhäuser nun auch selbst besuchen zu können.“
St. Dominic’s Hospital und Kwame Nkrumah University in Akwatia
Im Anschluss an den Workshop in Accra teilte sich das Projektteam auf. Avia und Katrin reisten mit einer Gruppe in die rund 100 km nordwestlich von Accra gelegene Stadt Akwatia. Dort überprüften sie im Krankenhaus alle PV-Anlagen und Messgeräte und übergaben diese an die KNUST (Kwame Nkrumah University of Science and Technology). Bei diesem Besuch erklärte sich der Verwalter des St. Dominic’s Hospital, Pater Abban, damit einverstanden, die KNUST in ihren Promotionsprojekten das Krankenhausgelände weiterhin für künftige Wetter-, Strom- und PV-Messungen nutzen zu lassen.
Schließlich hatte das Projektteam die Ehre, einer Einladung des Bischofs von Koforidua zu folgen. Er bedankte sich für die Arbeit im Rahmen von EnerSHelF und bekundete sein Interesse, die Ergebnisse für künftige PV-Projekte zu nutzen. Außerdem hielt das EnerSHelF-Team vor mehr als 200 Student:innen an der Accra Technical University (ATU) eine gemeinsame Vorlesung über das Projekt, die mit viel Beifall belohnt wurde.
Gesundheitszentrum in Kologo
Eine weitere Gruppe reiste in den Norden Ghanas, um das Gesundheitszentrum der Stadt Kologo zu besuchen. Dort hatte das Team einen PV-Hybrid-Container installiert. Die Delegation traf sich mit dem Gemeindevorsteher von Kassena Nankana Municipal, Hon. Joseph Adongo. Danach besuchten Mitglieder der Forschungsgruppe Naba Clifford Asobayire V., das Oberhaupt des traditionellen Gebiets von Kologo, um die Unterstützung der Gemeinde für die EnerSHelF-Forschungsaktivitäten zu würdigen.
Im Anschluss empfingen Mitarbeitende des Gesundheitszentrums von Kologo das Team. Gemeinsam tauschten sie sich zu den Forschungsergebnissen aus und besichtigten den Betrieb der im Rahmen des Projekts installierten PV-Solaranlage. Zu den Teilnehmer:innen gehörten unter anderem Hon. Joseph Adongo, Nana Clifford Asobayire, der Direktor des ghanaischen Gesundheitsdienstes, Benson Azure, der Grundstückseigentümer des Gesundheitszentrums, zahlreiche Mitglieder der Gemeinde, andere traditionelle Führer und Mitarbeiter:innen der Gesundheitseinrichtung.
Empfehlungen für politische Entscheidungsträger:innen
Als weitere Ergebnisse des Projekts sind zwei Policy-Briefs entstanden zum Thema „Verbesserung der Energieversorgung für Gesundheitseinrichtungen – Einrichtungen in Ghana erfordern Interdisziplinäre Perspektiven“ und „Erforschung der Bedingungen zur Nachfrage nach Solarsystemen in ghanaischen Gesundheitseinrichtungen“. Die Briefings richten sich an politische Entscheidungsträger:innen in Ghana.
Zur Projekt-Website von EnerSHelF geht es hier.