Communities of Practice als Treiber einer Bottom-up Energiewende in Nigeria

Projektbeschreibung

Die nigerianische Energielandschaft ist durch erhebliche Herausforderungen gekennzeichnet, da fast die Hälfte der Bevölkerung von teuren und ineffizienten Benzin-, Diesel- und Gasgeneratoren abhängig ist. Das Projekt Communities of Practice Nigeria (CP-Nigeria), das von der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) finanziert wird, stellt einen transformativen Schritt in Richtung einer sauberen, erschwinglichen und nachhaltigen Stromversorgung durch dezentrale Systeme für erneuerbare Energien (DRE) dar. Dieses Projekt verfolgt einen Bottom-up-Ansatz, bei dem die Gemeinschaft im Mittelpunkt steht und spiegelt unser Engagement für die Einbeziehung lokaler Gemeinschaften in die Gestaltung ihrer Energiezukunft wider.

Gemeindezentrierte Energiewende

Unsere Vision ist es, in Nigeria eine gemeindezentrierte Energiewende von unten nach oben einzuleiten, die bis 2030 zu einer klimafreundlichen Energieversorgung führt, die sowohl nachhaltig als auch wirtschaftlich tragfähig ist. Durch die Stärkung lokaler Gemeinschaften und den Einsatz innovativer Technologien wollen wir ein nachahmenswertes Modell für eine nachhaltige Energieentwicklung schaffen.

Fünf lokale „Gemeinschaften der Praxis“

Im Anschluss an Bewertungen in zehn Gemeinden in fünf verschiedenen geopolitischen Regionen Nigerias wurden fünf „Communities of Practice“ für die Einführung von DRE-Lösungen ermittelt, die durch umfassende sozioökonomische und geografische Analysen ausgewählt wurden. Der gemeindezentrierte Ansatz stellt sicher, dass die Lösungen speziell auf die Bedürfnisse der einzelnen Gemeinden zugeschnitten sind und fördert das Gefühl der Eigenverantwortung und die Selbstbestimmung der Einwohner. Dieser Ansatz erleichtert nicht nur die Entwicklung effektiver Energielösungen, sondern stärkt auch den sozialen Zusammenhalt und die wirtschaftlichen Möglichkeiten und trägt so zu nachhaltigen Projektergebnissen bei.

Werkzeugkasten für die Entwicklung von DRE-Lösungen

Ein Schlüsselelement des Projekts ist ein Online-Toolkit (https://community-minigrid.ng/en/), das einen umfassenden Umsetzungsplan erstellt. Dieser Plan bietet eine Schritt-für-Schritt-Strategie für Gemeinden, die an Lösungen für verteilte erneuerbare Energien (DRE) interessiert sind und erleichtert so den Weg von der ersten Idee bis zur endgültigen Ausführung des Projekts. Das Toolkit integriert die Bedarfsermittlung, die Systemdimensionierung und Empfehlungen für den Technologiemix, bewährte Verfahren für das Projektmanagement und Strategien für die Finanzplanung in eine zusammenhängende, leicht zu verwendende Plattform. Die Umsetzungsstrategie wurde mit Blick auf Gemeindeorganisationen entwickelt, um den Bedürfnissen der verschiedenen Interessengruppen gerecht zu werden, darunter Projektentwickler, die Rural Electrification Agency (REA), gemeinnützige Organisationen und Finanzinstitute.

Befürwortung politischer Reformen

Darüber hinaus zielt das Projekt darauf ab, den politischen Rahmen für DRE-Projekte über die lokale Ebene hinaus zu verbessern und seine Wirkung auf die nationale Ebene auszuweiten. Dies beinhaltet die Untersuchung der strukturellen, regulatorischen und finanziellen Hindernisse für die Einführung von DRE und die Zusammenarbeit mit Interessenvertreter:innen, um ein unterstützendes politisches Umfeld für gemeindezentrierte Elektrifizierungsinitiativen in Nigeria zu schaffen.

IKI ICM (Unabhängiger Beschwerdemechanismus)

Jede Person, die glaubt, durch ein IKI-Projekt geschädigt zu werden, oder die Korruption oder den Missbrauch von Geldern melden möchte, kann eine Beschwerde beim unabhängigen IKI-Beschwerdemechanismus unter IKI-complaints@z-u-g.org einreichen. Der IKI-Beschwerdemechanismus besteht aus einem Gremium unabhängiger Experten, die die Beschwerde untersuchen werden. Im Laufe der Untersuchung werden wir uns mit dem Beschwerdeführer beraten, um unnötige Risiken für den Beschwerdeführer zu vermeiden.

Weitere Informationen finden Sie hier.

Projektzeitraum: November 2021 – Oktober 2024

Aufgaben

  • Projektleitung
  • Erhebung von Bedarfsdaten
  • Entwicklung einer Toolbox zur Bedarfsermittlung und Gestaltung von Energiesystemen
  • Koordination mit Projektpartnerorganisationen zur Identifizierung von Finanzierungsmöglichkeiten
  • Politische Beratung mit Ziel Verbesserung der Rahmenbedingungen im Bereich Energiewende

Ergebnisse

  • Dringender Handlungsbedarf zur Elektrifizierung ländlicher Regionen:
    Nigeria hat mit 86 Millionen Menschen ohne Stromversorgung das weltweit größte Elektrifizierungsdefizit. Trotz der Potenziale dezentraler erneuerbarer Energien tragen sie bislang nur 0,1 % zur Stromversorgung bei, während jährlich 14 Milliarden USD für ineffiziente Dieselgeneratoren ausgegeben werden.
  • Identifizierung von Zielgemeinschaften:
    Über 660 ländliche Gemeinden in Nigeria wurden als ideal für die Off-Grid-Elektrifizierung identifiziert. Diese Gemeinden liegen mehr als 20 km vom nationalen Stromnetz entfernt und profitieren am meisten von Mini-Grid-Lösungen.
  • Vorteile von Community-Driven Mini-Grids (CDMGs):
    CDMGs fördern durch gemeinschaftliche Beteiligung und Ownership nachhaltige Projekte, reduzieren die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und stärken die lokale Wirtschaft. Sie bieten langfristige Vorteile wie höhere Zuverlässigkeit, niedrigere Kosten und Umweltschutz durch weniger Emissionen.
  • Beispiele erfolgreicher CDMG-Projekte:
    Erfolgsbeispiele aus Ländern wie Tansania und der Elfenbeinküste zeigen, dass CDMGs wirtschaftlich tragfähig und ökologisch nachhaltig sind. Diese Erfahrungen können als Leitfäden für die Implementierung in Nigeria dienen.
  • Hindernisse und notwendige Reformen:
    Hindernisse wie fehlendes Bewusstsein in der Bevölkerung, unzureichende technische Fähigkeiten und mangelnde finanzielle Unterstützung bremsen die Verbreitung von CDMGs in Nigeria. Deshalb sind zielgerichtete Maßnahmen wie Wissensvermittlung, Kapazitätsaufbau, verbesserte Finanzierungsmöglichkeiten und regulatorische Anpassungen erforderlich.
  • Transformative Wirkung für Nigeria:
    Mit der Implementierung von CDMGs in mindestens 660 ländlichen Gemeinden könnte Nigeria seine Elektrifizierungsziele erreichen, die lokale Wirtschaft stärken und jährlich bis zu 188.000 Tonnen CO2-Emissionen einsparen. Politische und institutionelle Unterstützung, etwa durch die NEP-Initiative (Nigeria Electrification Project), ist entscheidend.
  • Ein Tool zur Planung von Mini-Grids:
    Die Wissenschaftler:innen haben außerdem ein frei verfügbares Tool entwickelt, mit dem Gemeinden vor Ort ihre Mini-Netze selbstständig planen können. Sie können damit unter anderem ein Modell ihres Strombedarfs erstellen, die Größe eines geeigneten Mini-Netzes ermitteln und Finanzanalysen durchführen. Das Ergebnis ist ein Implementierungsplan als Word Dokument, mit dem die Nutzer:innen proaktiv auf potenzielle Projektpartner:innen, wie zum Beispiel Projektentwickler:innen, Finanzierungsinstitutionen oder Regierungspartner:innen zugehen können.
    Das Tool steht hier zur Verfügung.
    Zum Tool
  • Im Rahmen des Projekts wurde ein Policy Brief veröffentlicht: „Community-Driven Mini-grids: A Promising Approach to Electrifying Nigeria’s Rural Population“. Hierin werden globale best practices von Community-Driven-Minigrids betrachtet und analysiert, was es für Möglichkeiten in Nigeria gibt. Es steht hier zum Download zur Verfügung:
    DOWNLOAD
  • Darüber hinaus wurde ein Stakeholder Webinar durchgeführt: “Best Practices and Policy for Community-Centric Mini-Grids in Nigeria” mit Beiträgen von Referenten des Rocky Mountain Institute, NRECA International sowie dem Projektpartner Clean Technology Hub Einblick. Hier gibt es die Aufzeichnung des Webinars auf YouTube:
    Zur Aufzeichnung

 

Im Auftrag von

Partner

Kontakt

Projektleitung

Clara Neyrand

Wissenschaftliche Mitarbeiterin

+49 (0)30 1208 434 47 clara.neyrand@rl-institut.de

Projektmitarbeitende

Pierre-Francois Duc

Wissenschaftlicher Mitarbeiter

+49 (0)30 1208 434 74 pierre-francois.duc@rl-institut.de

Paul Bertheau

Wissenschaftlicher Mitarbeiter & Bereichsleitung (Stv.)

+49 (0)30 1208 434 44 paul.bertheau@rl-institut.de

Paula Preuß

Wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in

+49 (0)30 1208 434 44 paula.preuss@rl-institut.de