Abschätzung der Auswirkungen marktorientierter Ladevorgänge von Elektrofahrzeugen auf die deutschen Verteilnetze (Schachler et al. 2021)
Birgit Schachler, Anya Heider, Tim Röpke, Florian Reinke und Carsten Bakker
Marktorientiertes Laden, basierend auf Echtzeit-Strompreisen, hat in einer früheren Studie gezeigt, dass es die Integration variabler erneuerbarer Energiequellen (VRES) begünstigt, indem es die marktbedingte Abregelung deutlich reduziert.
In dieser Studie bewerten wir die Auswirkungen des marktorientierten Ladens von Elektrofahrzeugen (EVs) auf die Mittelspannungs- (MS) und Niederspannungsnetze (NS) in Deutschland und vergleichen sie mit einem unkoordinierten Laden. Die Analysen werden an synthetischen Netztopologien für ein Szenario 2030 mit 10 Millionen Pkw durchgeführt. Wir zeigen, dass marktorientiertes Laden unterschiedliche Effekte auf die bewerteten Netztypen hat. In Photovoltaik (PV)- und winddominierten Netzen sowie in lastdominierten suburbanen und ländlichen Netzen ist eine geringfügige Zunahme von lastgetriebenen Netzproblemen zu beobachten, die vor allem auf windeinspeisungsbedingte Ladespitzen im Winter zurückzuführen ist. Die Einspeiseabregelung wird jedoch leicht reduziert, was vor allem auf eine Reduzierung der PV-Abregelung zurückzuführen ist. In urbanen Netzen hingegen führt das marktorientierte Laden zu einer deutlichen Zunahme der Anzahl und des Ausmaßes der lastgetriebenen Netzprobleme. Da städtische Netze nur etwa 7 % der deutschen Mittelspannungsnetze ausmachen, sind die Auswirkungen für ganz Deutschland moderat. Unter der Annahme, dass die lastgetriebenen Netzprobleme durch eine Drosselung der Ladenachfrage gelöst werden könnten, zeigt sich, dass das marktorientierte Laden zu einer verstärkten Kürzung von nur 0,7 % des gesamten Ladebedarfs führt. Ein ausreichend hoher Nutzen bei der Überlagerung von Netzebenen könnte somit den Nachteil einer erhöhten Belastung der städtischen Netze aufwiegen.