Zwischenbericht zum Klimaplan Brandenburg veröffentlicht – RLI zeigt Handlungsbedarf im Verkehrssektor
04. März 2022 | Das brandenburgische Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz (MLUK) hat am 27. Februar den Zwischenbericht zum Gutachten für den Klimaplan Brandenburg veröffentlicht. Die Ergebnisse zeigen: Eine Fortschreibung der Emissionstrends würde das Ziel, bis spätestens 2045 Klimaneutralität in Brandenburg zu erreichen, verfehlen. Im Auftrag des Ministeriums erstellt ein Gutachterkonsortium unter Leitung des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) ein wissenschaftliches Gutachten, um die fachlichen Grundlagen für den Klimaplan zu erarbeiten. Das Reiner Lemoine Institut (RLI) ist daran beteiligt und für den Sektor Verkehr zuständig.
Mit dem Zwischenbericht legt das Brandenburger Ministerium eine umfassende Bestandsanalyse der Treibhausgasemissionen des Bundeslandes vor. Außerdem beinhaltet der Bericht erstmals Trendanalysen für zukünftige Entwicklungen in den Sektoren Energiewirtschaft, Industrie, Gebäude, Verkehr, Abfall- und Landwirtschaft. In allen Sektoren ist eine Stagnation bei den Treibhausgasemissionen zu verzeichnen. Dabei dominiert der Sektor Energiewirtschaft mit rund 60 Prozent die Gesamtemissionen, gefolgt von der Industrie mit einem Anteil von knapp 15 Prozent, dem Verkehr mit etwa zehn Prozent und dem Gebäudesektor mit etwa acht Prozent.
Handlungsbedarf im Straßen- und Flugverkehr ist groß
Für den Sektor Verkehr sehen die Wissenschaftler*innen des RLI den größten Handlungsbedarf auf den Brandenburger Straßen. Der Straßenverkehr trug im Jahr 2020 rund 93 Prozent zu den Verkehrsemissionen bei, gefolgt vom Luftverkehr mit rund fünf Prozent, dem Schienenverkehr mit rund zwei Prozent und dem Schiffsverkehr mit weniger als 0,1 Prozent. Der Anteil des motorisierten Individualverkehrs zum Beispiel mit PKW müsste daher zugunsten von Fuß- und Radverkehr sowie des Öffentlichen Personen Nahverkehrs (ÖPNV) deutlich gesenkt werden.
Außerdem nehmen die Emissionen des Luftverkehrs durch den neuen Flughafen Berlin-Brandenburg (BER) deutlich zu. Sollte sich der komplette Flugverkehr der ehemaligen Berliner Flughäfen Tegel (TXL) und Schönefeld (SFX) auf einem Niveau von vor der Corona-Pandemie zum BER verlagern, würden sich die Emissionen für Brandenburg mehr als verdreifachen. Um hier die Werte zu reduzieren, wird es nicht ausreichen auf alternative Treibstoffe zu setzen. Flugbewegungen müssen reduziert, Flugverkehr muss auf Schienen verlagert werden.
Beteiligung von Expert*innen und Öffentlichkeit am Klimaplan
Der Klimaplan wird in einem breiten Beteiligungsprozess erarbeitet und soll die klimarelevanten Aspekte bereits bestehender Strategien des Bundeslandes zu einer sektorenübergreifenden, verbindlichen Strategie zusammenfassen und einen Maßnahmenkatalog beinhalten. Zur Vertiefung von Fachfragen starten im März 2022 themenspezifische Workshops mit Expert*innen. Ende März 2022 beginnt die Online-Beteiligung, die Bürger*innen, Verbände und Akteure aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft einbindet.