Studie: „Ladeinfrastruktur nach 2025/2030: Szenarien für den Markthochlauf“
19. November 2020 | Wie viel und vor allen Dingen welche Ladeinfrastruktur für E-Mobilität muss bis zum Jahr 2030 aufgebaut werden? Diese Frage untersuchte das RLI im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) und der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur unter dem Dach der NOW GmbH.
Ladeinfrastruktur ist Grundvoraussetzung für elektrifizierten Verkehr
Die Bundesregierung hat sich das Ziel gesetzt, die CO₂-Emissionen in Deutschland bis zum Jahr 2030 im Vergleich zu 1990 um 55 Prozent zu reduzieren. Dieses Ziel kann nur erreicht werden, wenn die Emissionen im Verkehrssektor deutlich sinken: Durch eine breite Elektrifizierung des Verkehrs. Die Ergebnisse der Studie sollen eine wissenschaftliche Grundlage für eine bedarfsgerechte Planung der Ladeinfrastruktur liefern.
Die Ergebnisse im Überblick:
- Der Bestand an E-Fahrzeugen kann bis 2030 deutlich stärker ansteigen als heute angenommen – das zeigen die vertraulichen Angaben der befragten Automobilhersteller. Bis zu 14,8 Mio. batterieelektrische E-Fahrzeuge und Plug-In-Hybride könnten 2030 in Deutschland zugelassen sein.
- Der Anteil privater Ladevorgänge wird bis 2030 auf 76 bis 88 Prozent prognostiziert, der Anteil öffentlicher Ladevorgange erreicht demnach 12 bis 24 Prozent. In 2030 kann an rund 61 Prozent der privaten Stellplätze am Wohnort ein Ladepunkt zur Verfügung stehen.
- Ob bei der Arbeit, beim Einkaufen oder auf der Urlaubsfahrt, jede einzelne Lade-Situation ist wichtig. Abseits von privaten Stellplätzen wird der Straßenraum eine Schlüsselrolle spielen. Am Straßenrand und öffentlichen Parkplätzen wurde ein Bedarf von 420.000 Ladepunkten bestimmt.
- Der Bedarf an öffentlich zugänglicher Ladeinfrastruktur im Jahr 2030 liegt bei 440.000 bis 843.000 Ladepunkten. Die Zahl ist abhängig davon, wie viel private Ladeinfrastruktur verfügbar sein wird und wie stark ausgelastet diese Ladeinfrastruktur ist, aber auch vom Ladeverhalten der Nutzenden.
Wechselwirkungen statt Quote
Für die Studie kam der methodische Ansatz der „Lade-Use-Cases“ zum Einsatz, der nicht wie üblich eine feste Quote von Ladepunkten für die Gesamtzahl der E-Fahrzeuge festlegt, sondern der die verschiedenen Ladesituationen (zuhause, unterwegs, Schnelladen, Langsamladen, etc.) in Beziehung zueinander setzt und ihre Abhängigkeit voneinander berücksichtigt. Im Zentrum der Überlegungen steht also nicht die Zahl der E-Fahrzeuge, sondern die verladenen Energiemengen. Dieser Ansatz erlaubt es, neue technische Entwicklungen wie das Laden mit höheren Leistungen (HPC-Laden) zu berücksichtigen und stellt die Bedürfnisse der Nutzenden ins Zentrum.