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Kathrin Goldammer zurück von GJETC-Reise nach Japan

16. März 2023 | Kathrin Goldammer, Geschäftsführerin des RLI, war im Rahmen ihrer Mitgliedschaft im Deutsch-Japanischen Energierat (GJETC) vom 27.2. bis 3.3. in Japan. Das Gremium ist ein deutsch-japanischer Rat zur Stärkung des Wissensaustauschs über Technologien, Politik und Auswirkungen der Energiewende. In seiner Form, Kontinuität und Größe ist der GJETC das erste deutsch-japanische Kooperationsprojekt zur Energiewende seiner Art. Anlässlich des ersten Präsenztreffens der Ratsmitglieder seit Beginn der Corona-Pandemie, machte sich Kathrin auf den Weg nach Kyoto und Tokio. Während ihres Aufenthalts durchlief sie einige verschiedene Stationen.

27. & 28. Februar, Kyoto: Im Vorfeld der GJETC-Sitzung besuchte Kathrin die Kyoto University und die Doshisha University in Kyoto. Das RLI hat an diesen Universitäten verschiedene Kontakte, unter anderem durch gemeinsame Forschungsanträge und über die Forschung zum nachhaltigen Energiezugang in Südostasien. Mit letzterer Region kennt sich das „Center for Southeast Asian Studies“ (CSEAS) an der Kyoto University besonders gut aus. Das Institut forscht in diesem Feld bereits seit dem Jahr 1963 und rief im Jahr 2013 das "Southeast Asian Studies in Asia Consortium" (SEASIA) ins Leben. Es verbindet 11 Institutionen in Asien miteinander, die sich mit Südostasienstudien beschäftigen. Kathrin trat ins Gespräch mit dem Direktor des Instituts, Fumiharu Mieno, und einigen führenden Wissenschaftler*innen.

 

An ihrem zweiten Halt, der Doshisha University, begegnete sie hingegen Studierenden und Professor*innen. Vor diesem Publikum hielt sie einen Vortrag über die europäische Energiekrise. Kathrin machte bei dem Anlass die Feststellung, dass einige politische Maßnahmen, die die EU und Deutschland ergriffen haben, drastische Auswirkungen hatten. Zuhörer*innen bemerkten daraufhin mehrfach, dass Japan ebenfalls mit Preissteigerungen zu kämpfen hat und sich nur langsam an die neue Situation anpasst. „Als Industrieländer, die stark von Energieimporten abhängig sind, sind Japan und Deutschland in einer schwierigen Situation. Und diese Situation hat ihren Ursprung unter anderem darin, dass Deutschland nun in den internationalen LNG-Markt eingestiegen ist. Dadurch steigen die Energiepreise für traditionelle LNG-Importländer wie Japan ebenfalls erheblich“, meint Kathrin.

1. März, Tokio: Das Treffen in der deutschen Botschaft in Tokio war die nächste Station auf Kathrins Reise. Dort ging es bei einem Vortrag von Felix Matthes um die Deutsche Wasserstoffstrategie. Außerdem fand Kathrin ein wenig Zeit, zusammen mit dem GJETC Co-Vorsitzenden Stefan Thomas vom Wuppertal Institut, den schönen japanischen Garten der Botschaft zu bewundern. Danach ging es dann zur deutschen Außenhandelskammer in Tokio, die mit der Veranstaltung „Women in Leadership in the Energysector“, zum ersten Mal japanische Managerinnen und Nachwuchsführungskräfte aus der Energiebranche zusammenbrachte. Das japanisch-deutsche Energiepartnerschaftsteam organisierte den Termin, um Frauen in der Energiebranche die Gelegenheit für einen Austausch zu bieten. Kathrin hielt eine Keynote über ihre Erfahrungen in einer Führungsposition und beantwortete Fragen des Publikums. Da sowohl in Deutschland wie in Japan Führungspositionen in Wirtschaft und Wissenschaft nicht paritätisch besetzt sind, fehlten allen Teilnehmerinnen Vorbilder für die eigene Karriere im Energiebereich. Oft mangelt es aber auch einfach an Kolleginnen im eigenen Team oder in der eigenen Abteilung, da es sowohl in Japan wie in Deutschland immer noch komplett männliche Arbeitsgruppen gibt, auch unterhalb der Führungsebene. Andere Frauen in der Energiebranche kennenzulernen, war eins der wichtigsten Ziele dieser Veranstaltung.

2. März, Tokio: An diesem Tag ging es für Kathrin zum Höhepunkt der Reise, zur GJETC-Sitzung. Bei diesem ersten Präsenztreffen der Ratsmitglieder seit Beginn der Corona-Pandemie, wurden aktuell relevante Themen diskutiert, wie die Dekarbonisierung der petrochemischen Industrie, kohlenstoffneutrale Gebäude und die Potenziale von Abwärmenutzung für den Wärmesektor. Diese Themen waren auch der Inhalt zweier Studien des GJETC, die zu diesem Anlass vorgestellt wurden.

Die erste Studie behandelt das gemeinsame Ziel der Energiesicherheit und Dekarbonisierung. Japan und Deutschland haben den ersten Winter nach Beginn des Krieges Russlands gegen die Ukraine zwar um einiges besser überstanden als zunächst erwartet. Dennoch besteht laut GJETC aber ein großer Bedarf an Beratung der politischen Entscheidungsträger über die weiter bestehende Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und die Suche nach ökologisch und ökonomisch geeigneten Alternativen. Die Studie, die planmäßig zum Ende des ersten Quartals 2023 veröffentlicht wird, soll hierzu einen Beitrag leisten. Weitere Informationen gibt es hier.

In der zweiten Studie geht es um nachhaltiges Bauen. Prof. Tatsuya Terazawa, der japanische Co-Vorsitzende des GJETC, meint dazu: „Politische Zielsetzungen und die Rahmenbedingungen für ressourcenschonendes Bauen müssen präzise evaluiert und jene positiven Effekte dargestellt werden, die aus den Gesetzesanpassungen zu erwarten sind. Hier sehen wir im Austausch mit Vertreter*innen der Industrie den Mehrwert der Tagung und in der darauffolgenden Beratung politischer Entscheidungsträger*innen in Deutschland und Japan ein zentrales Merkmal unserer Arbeit“. Auch diese Studie wird voraussichtlich Ende des ersten Quartals 2023 veröffentlicht. Weitere Informationen sind hier zu finden.

Bereits öffentlich ist ein weiteres Paper: Topical paper on the potential of waste heat usage in Germany and Japan. Obwohl Abwärme bei fast allen technischen Prozessen als Nebenprodukt anfällt, geht sie oft ungenutzt verloren. Dies mindert die Gesamtenergieeffizienz technischer Prozesse, da ein erheblicher Teil der Wärmeenergie verschwendet wird. Und auch die Nachhaltigkeit eines Prozesses wird dadurch vermindert. Eine verbesserte Nutzung von Abwärme kann daher zu einer höheren Energieeffizienz führen und gleichzeitig die Energiekosten senken. Im Paper sind weitere Problematiken und Lösungsansätze rund ums Thema Abwärme nachzulesen.

Kathrin hat diesen Tag wie folgt in Erinnerung behalten: „Der Wärmesektor und die Gebäudeeffizienz sind in Japan und Deutschland komplett unterschiedliche Themen. Alleine, dass wir in Deutschland ganze Häuser und Gebäude beheizen mit zentralen Heizungen, und in Japan nur einzelne Räume kurzfristig geheizt werden, bedeutet einen komplett anderen Umgang mit dem Thema. Ich denke, da haben auch viele unserer deutschen Ratsmitglieder einiges dazugelernt - besonders, wenn sie vorher noch nicht in Japan gelebt haben. An sich ist die japanische Art zu heizen energiesparend, aber die Herausforderungen sind angesichts der aktuellen globalen Energiepreise für Japan derzeit dennoch sehr hoch. Dieser Sektor hat also in beiden Ländern dringend Transformationsbedarf.“

© Copyright GJETC, Fotografin: Lisa Eidt

3. März, Tokio: Die bereits am ersten Tag vorgestellten Studien spielten auch am 3. März, beim Tag Zwei der GJETC-Sitzung, und beim darauffolgenden Stakeholder Dialogue eine wichtige Rolle. Diskutiert wurde vor allem über politische Rahmenbedingungen, die den Übergang zu einem klimaneutralen Gebäudesektor in Japan und Deutschland unterstützen. In beiden Ländern hinkt die Dekarbonisierung des Gebäudesektors den Zielen hinterher. Die allgemeine Frage des Dialogs war daher, wie diese Lücke geschlossen werden kann und welche Politiken und Maßnahmen den Dekarbonisierungsprozess beschleunigen können. Angesprochen werden sollten mit dieser Veranstaltung vor allem Akteur*innen der Industrie, die etwaige Ergebnisse des Dialogs auch umsetzen können.

Kathrin hat aus diesem Dialog mitgenommen, dass das Interesse an der deutsch-japanischen Zusammenarbeit groß ist: „Die Vertreterinnen und Vertreter der Unternehmen in beiden Ländern beobachten sich gegenseitig, weil sowohl Japan wie Deutschland Industrieländer mit ähnlichen Stakeholdergruppen und Zielen sind. Ich freue mich darauf, dass wir den Austausch mit Stakeholdern bei den nächsten Ratssitzungen des GJETCs zu weiteren Themen wiederholen werden.“

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